YOGI DHIRANANDA:
SPIRITUAL GUIDE - WEGWEISER ZUM SPIRITUELLEN ZIEL (Teil IX)
Fortsetzung...
Meine lieben LeserInnen
Das
Wort „Guru“ hat verschiedene Bedeutungen. Viele Leute verwenden es, um damit
einen Musiklehrer, Sport- oder Boxtrainer zu bezeichnen oder ebenso einen
spirituellen Lehrer. In der Guru Gita finden wir die Erklärung – „Gu“
bedeutet Dunkelheit, „Ru“ meint Entferner. Jemand, der die Dunkelheit der
Unwissenheit entfernt, wird Guru genannt. „Gu“ heißt aber auch versteckt
oder ohne Form und „Ru“ mit Form oder manifestierte Form. Atma ist „Gu“,
er lehrt jedoch nicht direkt. Wenn er durch oder mittels einer Form lehrt, ist
diese Form „Ru“. Ein gewöhnlicher Mensch kann kein Guru sein. Wenn jemand
die Eigenschaften eines Guru nach vielen Jahren der Meditation und der Beachtung
der spirituellen Obliegenheiten erreicht hat, erwählt Atma den Betreffenden als
Guru und lehrt durch ihn.
Dazu
lassen Sie mich eine bemerkenswert schöne und interessante Geschichte über
Gurus erzählen.
Maharsi
Atri war ein großer Rishi (Weiser). Er gehörte zu den berühmten „Saptarshi“
oder sieben Rishis. Anusuya war seine Frau. Sie war ein leuchtendes Symbol der
Reinheit. Sie diente ihrem Gatten voller Hingabe und übte eine lange Zeit
Askese, um Söhne zu gebären, die Brahma, Vishnu und Shiva (die göttliche
Dreieinigkeit der Hindus) gleich sein sollten.
Eines
Tages erschien Devarshi Narada, ein Jünger Vishnus (berühmt für seine Lobgesänge
auf Vishnu), vor Saraswati (Göttin des Lernens und Ehefrau von Brahma). In
seiner Hand hatte er ein winziges Eisenkügelchen, nicht größer als ein
Getreidekorn. Er sagte zu ihr: „Devi, bitte brate dieses Körnchen Eisen. Ich
möchte es während meiner Reise essen.“ Saraswati lachte und sprach: “Oh
Rishi Narada! Wie kann dieses Eisenstückchen gebraten werden? Wie könnte es
gegessen werden?“ Daraufhin begab sich Rishi Narada zu Lakshmi (Göttin des
Reichtums und Ehefrau von Vishnu). Er stellte ihr die gleiche Frage und erhielt
die gleiche Antwort. Nun ging Rishi Narada zu Devi Parvati (Ehefrau von Lord
Shiva und Mutter von Saraswati und Lakshmi). Auch sie erwiderte das gleiche wie
die beiden Göttinen zuvor. Dann sagte sich Narada: „Ich bekomme es sicher von
Anusuya, der Frau von Maharshi Atri, gebraten. Sie wird gerühmt für ihre
Reinheit und ihren Dienst für ihren Mann, sie lebt auf der Erde.“
So
kam Devarshi Narada zu Anusuya und bat sie, das Eisenkörnchen zu braten.
Anusuya gab es in die Bratpfanne, meditierte auf die Gestalt ihres Gatten, und
tat einige Tropfen „Charanamrita“ (Wasser, mit dem die Füße ihres Mannes
gewaschen worden waren – die Füße der Heiligen und Weisen und auch dieses
Wasser gelten in Indien als heilig) auf das Eisenkügelchen. Und sofort war es
gebraten. Narada nahm das Metallkörnchen und ging zurück zu Devi Parvati, Devi
Lakshmi und Devi Saraswati, zeigte ihnen das gebratene Eisenstückchen, aß es
vor ihnen und gab auch ihnen einen kleinen Teil. Er sagte auch zu den Devis: „Ihr
hättet das Eisenkörnchen ebenfalls braten können, hättet ihr euren Männer
mit Vertrauen, Aufrichtigkeit, Eifer und tiefer Hingabe gedient. Bitte, fordert
eure Ehemänner auf, sich von Anusuyas Reinheit und Diensteifrigkeit zu überzeugen.“
Devi
Parvati, Lakshmi und Saraswati baten ihre Gatten, Anusuya zu prüfen und sie
auch zu bitten, ihnen „Nirvana Biksha“ (Verteilung von Almosen mit nacktem Körper.
Wird nur Heiligen oder hochspirituellen Menschen gegeben, die Nacktheit ist ein
Symbol für die vollkommene Wunschlosigkeit des Spenders im Moment des Gebens, für
die Freiheit von jeglicher Erwartung einer Gegenleistung oder Belohnung) zu
geben. Nachdem die Dreieinigkeit (Brahma, Vishnu und Shiva) von dem Tun Naradas
und der Askese und dem Wunsch Anusuyas durch ihr „Auge des Wissens“ erfahren
hatte, stimmte sie zu. Die drei Götter kleideten sich wie Sannyasins (Mönche),
erschienen vor Anusuya und baten sie um Nirvana Biksha. Anusuya war in einem
Dilemma, sie konnte zu den Mönchen nicht „Nein“ sagen, doch sie musste auch
ihr „Dharma“ (Gesetz der rechten Lebensführung und des Glaubens) aufrecht
erhalten. Sie meditierte auf die Gestalt ihres Gatten, nahm Zuflucht zu seinen Füßen
und besprengte die Sannyasins mit einigen Tropfen des Wasser, mit dem die Füße
ihres Mannes gewaschen worden waren. Nun verwandelte sich die Dreieinigkeit
durch die Glorie des Charanamrita Wassers in drei Kinder. Zur gleichen Zeit fühlte
Anusuya, dass ihre Brüste voll mit Muttermilch waren. Sie dachte, diese Kinder
wären ihre Kinder, gab ihnen nackt die Brust und legte sie in die Wiege. Dann
wartete sie auf ihren Mann, der gegangen war ein Bad zu nehmen.
Sobald
Maharshi Atri zurück kam, erzählte ihm Anusuya, was während seiner
Abwesenheit geschehen war, legte ihm die drei Kinder zu Füßen und erwies ihm
ihre Verehrung. Doch Maharshi Atri wusste durch seine göttliche Vision bereits
alles. Er umarmte alle drei Kinder. Da wurden die drei zu einem Kind, mit zwei Füßen,
einem Rumpf, drei Köpfen und sechs Armen (in dieser Form werden in Indien
manche Aspekte Gottes dargestellt). Maharishi Atri segnete seine Frau und teilte
ihr mit, dass die Dreieinigkeit selbst die Form der Kinder angenommen hatte, um
ihren Wunsch zu erfüllen.
Narada
ging abermals zu den drei Devis und erzählte ihnen, dass ihre Ehegatten sich
durch die Stärke der Hingabe und Dienstbarkeit Anusuyas in Kinder verwandelt hätten,
als sie die Frau um Nirvana Biksha baten. Und sie würden erst wiederkehren,
wenn die Devis um ihre Ehemänner bäten. Devi Parvati, Lakshmi und Saraswati
nahmen die Gestalt von gewöhnlichen Frauen an, erschienen vor Maharshi Atri und
baten, ihnen ihre Männer zurück zu geben. Maharshi Atri verehrte die drei Göttinnen
angemessen mit gefalteten Händen und betete zu ihnen, dass sein Wunsch und der
seiner Frau in Erfüllung gehen möge. Dann erschien die Trinität Brahma,
Vishnu und Shiva in ihrer wahren Form vor dem Rishi und sagte: „dieses Kind
wird entsprechend deinen Worten ein großer Weiser werden und wird entsprechend
dem Wunsch Anusuyas uns gleich sein. Das Kind wird den Namen Dattatreya (von der
Dreieinigkeit gegeben) tragen. Danach verschwanden sie.
Fortsetzung folgt