YOGI DHIRANANDA:

SPIRITUAL GUIDE - WEGWEISER ZUM SPIRITUELLEN ZIEL (Teil VIII)

Fortsetzung...

Meine lieben LeserInnen

Die Selbstverwirklichung kommt nicht als Wunder, das Ihr Lehrer wirkt, zu Ihnen. Nach dem Empfang der Initiation (Einweihung) und der Übertragung von Kraft durch den Lehrer kann sich der Schüler nicht einfach tatenlos hinsetzen und abwarten, sondern er muss für seine weitere Entwicklung und zur Erlangung der Vollkommenheit hart an seiner spirituellen Praxis (Sadhana) arbeiten. Jeder große spirituelle Mensch in dieser Welt hatte das zu tun, um nur einige Beispiele zu nennen: Ramakrishna Paramahansaji, Goutama Buddha, Rama, Krishna, Jesus und viele andere. Ein wahrer Lehrer sagt nicht zu seinem Schüler: „Ich gebe dir Samadhi oder Nirvana oder die Erlösung.“ Er sagt: „Meditiere regelmäßig mit echter Hingabe, kultiviere spirituelle Eigenschaften, reinige deinen Körper und Geist. Sobald du herangereift bist, gibt Gott die überbewussten Erfahrungen.“ Ein Meister zeigt den Weg, doch er kann den Studenten nicht mit sich nehmen und ihm all diese Erfahrungen oder Samadhi schenken.

 Heutzutage glauben viele Leute aus ihrer Unwissenheit heraus, dass sie durch den Besuch bei einem/einer  Heiligen und dessen/deren Berührung die Erleuchtung erfahren. Dies ist nicht möglich. Wenn Sie hungrig sind, müssen Sie selbst essen. Dass der Lehrer isst und Ihr Magen wird davon voll, Ihr Hunger ist gestillt, das gibt es nicht.

 Nun kommen wir zu den Pflichten des Schülers:

In der Svetasvatara Upanishada steht geschrieben: „Derjenige, dessen Hingabe an Gott groß ist, und der seinem Lehrer die gleiche Hingabe entgegenbringt wie Gott, ihm enthüllen sich die höchste Seele (Gott) und die Bedeutung der heiligen Schriften“.

 Ein aufrichtiger und eifriger Schüler befolgt die Weisungen des Lehrers buchstabengetreu und ihrem dem Sinn entsprechend. Ein wahrer Schüler befasst sich nur mit der göttlichen Natur des Lehrers. Die Handlungen des Lehrers als Mensch sind nicht die Angelegenheit der Schüler. Behalten Sie immer im Gedächtnis, dass die Natur eines heiligen Menschen oder Meisters unergründlich ist. Beurteilen Sie ihn nicht, versuchen Sie nicht, seine Göttlichkeit mit dem unzureichendem Maßstab der Unwissenheit zu messen. Sie sollten ihn unter keinen Umständen, in keiner Situation kritisieren. Sie haben nicht die Fähigkeiten, ihn richtig zu beurteilen.

Wahre Schülerschaft eröffnet die Vision, entfacht das spirituelle Feuer, erweckt die spirituellen Eigenschaften, in Folge werden Lehrer und Schüler eins auf der Reise auf dem spirituellen Weg. Der Lehrer inspiriert, leitet und transformiert den Schüler.

 Dienen Sie Ihrem Lehrer ohne jede Bedingung. Dienen Sie ihm mit wahrer Aufmerksamkeit, mit Demut, fraglos und mit Liebe. Je mehr Energie Sie in den Dienst Ihres Lehrers stellen, desto mehr göttliche Energie wird in Sie strömen. Wer seinem Lehrer dient, dient dem ganzen Universum. Dienen Sie ihm nie mit der Erwartung von Name und Ruhm, speziellen Kräften oder Wohlstand.

 Dem Lehrer zu gehorchen ist besser als ihn zu verehren. Denn dies entwurzelt das Ego, das ein heimtückischer Feind auf dem Weg der Selbstverwirklichung ist. Ein echter Schüler gehorcht dem Lehrer ohne Furcht, mit reiner Liebe und Hingabe. Ein unwissender Mensch denkt, dass zu dienen, zu gehorchen und die Anordnungen des Lehrers auszuführen Sklaverei bedeutet, jenseits seiner Würde ist und er seine Freiheit aufgibt, wenn er sich dem Befehl eines anderen unterwirft. Diese Ideen sind eine Täuschung und führen in die Irre. Wenn Sie sich genau beobachten, können Sie, nachdem Sie ihrem Lehrer Dienste geleistet und ihm gehorcht haben, fühlen, wie allmählich Ihr niederes Ego und Ruhelosigkeit verschwinden, dass Sie Frieden, Freude und Zufriedenheit erhalten und Sie die Seligkeit des Unendlichen Bewusstseins erreichen.

 Oft kommt ein Schüler zum Lehrer und bittet um seinen Segen, um in Samadhi oder überbewusste Zustände einzutreten, doch er beabsichtigt nicht, seine schlechten Gewohnheiten, sein Verhalten und alten Charakter zu ändern. Er gibt seine selbstsüchtigen Interessen und Vorurteile nicht auf. Er sollte verstehen, dass das volle Ausmaß der göttlichen Gnade erst eintrifft, wenn der wahre Durst danach besteht, und wenn er bereit ist, es zu empfangen. Der Student hat zuerst seinen Glauben an den Lehrer zu festigen. Wenn das rechte Vertrauen des Schülers verankert ist, bringt er keine Einwände vor, er äußert keine Klagen oder Argumente, er folgt einfach den Anweisungen des Lehrers. Durch die richtige Selbsthingabe an den Lehrer erhält ein Schüler automatisch die Gnade des Meisters in der Sadhana. Es ist die Gnade des Lehrers, wenn er Ruhe empfängt und es ist ebenso die Gnade des Lehrers, wenn er Ermutigung, Unterstützung und die rechte Motivierung erhält. Nach und nach erlangt er diese Gnade sowohl bei jedem Schritt in der materiellen Welt wie auch auf dem spirituellen Weg. Nur der Lehrer kennt die spirituellen Bedürfnisse und den Hunger des Schülers, dementsprechend bietet er spirituelle Nahrung, die der Schüler leicht verdauen kann.

 Die persönlichen Ratschläge des Lehrers und alle spirituellen Erfahrungen sollen geheim gehalten werden. Erörterungen unter den Studenten führen zu Streitigkeiten, Argumentationen und Enttäuschungen und bilden ein Hindernis in der Sadhana.

Gibt ein Lehrer spirituelle oder auch andere Anweisungen, und der Schüler zollt ihnen nicht die richtige Aufmerksamkeit, wird er nie spirituelles Wissen erlangen, sondern eher Dinge, die ihm jetzt bewusst sind, vergessen.

 Ein Lehrer gibt sein geheimes Wissen erst nach wiederholten, verschiedenartigen Prüfungen an seine Schüler. Diejenigen, die bestehen, erzielen Erfolg. Dafür gibt es viele Beispiele. Manche Schüler verstehen das nicht, verlieren das Vertrauen und verlieren damit alles. Aus diesem Grund muss man vorsichtig sein. Der Schüler hat seine Gedanken zu reinigen, er soll wie ein fehlerloses Stück Marmor sein und sich selbst in die erfahrene Hand des Lehrers geben, um ein Ebenbild Gottes zu werden.

 Das Wort „Guru“ hat verschiedene Bedeutungen. Viele Leute verwenden es, um damit einen Musiklehrer, Sport- oder Boxtrainer zu bezeichnen oder ebenso einen spirituellen Lehrer. In der Guru Gita finden wir die Erklärung – „Gu“ bedeutet Dunkelheit, „Ru“ meint Entferner. Jemand, der die Dunkelheit der Unwissenheit entfernt, wird Guru genannt. „Gu“ heißt aber auch versteckt oder ohne Form und „Ru“ mit Form oder manifestierte Form. Atma ist „Gu“, er lehrt jedoch nicht direkt. Wenn er durch oder mittels einer Form lehrt, ist diese Form „Ru“. Ein gewöhnlicher Mensch kann kein Guru sein. Wenn jemand die Eigenschaften eines Guru nach vielen Jahren der Meditation und der Beachtung der spirituellen Obliegenheiten erreicht hat, erwählt Atma den Betreffenden als Guru und lehrt durch ihn.

Fortsetzung folgt

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